Zeit 05 01 HPTrude Simonsohn im Zeitzeugengespräch mit den Abschlussklassen der Siemensschule

Die Abschlussklassen der Siemensschule und ihre begleitenden Lehrerinnen und Lehrer, Christina Bauer-Zinkhan, Regina Timm, Karim Maalla und Thomas Buck durften am Vormittag des 28. Februars an einem besonderen Erlebnis im Bergen-Enkheimer Henry und Emma Budge Haus teilnehmen: ein Zeitzeugengespräch mit der am 25. März 1921 geborenen Trude Simonsohn.

Dafür, dass Trude Simonsohn all das erzählt, dass sie als Zeitzeugin vor allem in Schulklassen auftritt, über die Verbrechen der Nazis und den Holocaust kein Schweigen zulässt, damit gegen Rechtsextremismus, Fremdenhass und Antisemitismus kämpft und für Humanität und Demokratie wirbt, dafür wurde ihr die Ehrenbürgerwürde der Stadt Frankfurt verliehen. Es ist die höchste Ehre, die Frankfurt zu vergeben hat. In 220 Jahren wurden nur 26 Männer so geehrt. Trude Simonsohn ist in dieser Reihe die erste Frau.
Schon mit dem Beginn der Erzählung ihrer Lebensgeschichte zog die Auschwitz-Überlebende alle in ihren ganz eigenen Bann. Frau Simonsohn erzählte von ihrem Elternhaus und dem damit verbundenen Aufwachsen in jüdisch-liberaler Umgebung und von Schulerinnerungen an einem deutschsprachigen tschechischen Gymnasium; dieses musste sie mit dem Einmarsch der Nazis verlassen. Ihr weiterer Lebensweg war verbunden mit den geschichtlichen Ereignissen und ihrem Tun in der zionistischen Jugendarbeit. Diese Arbeit und eine Verhaftungswelle brachte sie zunächst in Einzelhaft. Hierüber berichtete sie eindrücklich den gespannt zuhörenden Schülerinnen und Schülern, wie sie es durch Zusprache von Mut eines Maurers überstand, nicht an der Einzelhaft zu zerbrechen. Ihr weiterer Lebensweg führte sie nach Theresienstadt, den sie immer wieder durch Gegenstände, wie Geld, ein Sparbuch, Bilder oder durch weitere lebendige Erzählungen, wie den dortigen Unterricht, den drei Klassen näher brachte. Ein geschichtlicher Höhepunkt, wenngleich auch trauriger, war es, als sie von ihrer ersten Begegnung mit ihrem Mann Berthold Simonsohn in Theresienstadt erzählte, den sie erst nach ihrer Deportation nach Auschwitz heiraten konnte. Hier, so die Zeitzeugin selbst, fiel ihr Erinnerungsvermögen aus. Sie sei nach wie vor fest davon überzeugt, dass es eine „Ohnmacht der Seele“ gewesen sei. Weitere interessante Einzelgeschichten folgten und wurden begleitet von ihrer Freundin Elisabeth Abendroth.
Im Anschluss durften die Schülerinnen und Schüler eigene Fragen an Trude Simonsohn stellen. Die vorbereiteten oder aber auch spontanen Fragen beantwortete sie alle in beeindruckender Weise. Sie selbst fragte am Ende der Veranstaltung die Jugendlichen, was sie künftig tun würden, um Ausgrenzung zu verhindern. Ihre dabei mitgegebene Antwort zum Ende der Veranstaltung: Mut und den Willen gegen Unrecht auf- und einzustehen, überdies alle Menschen jeglicher Herkunft, Religion und sexueller Ausrichtung zu tolerieren. Ihre Kraft, so Frau Abendroth, zöge die energetische Frau Simonsohn aus der Arbeit mit Jugendlichen, die sie ihr ganzes bisheriges Leben begleitete. Diese Kraft durften die drei Klassen und ihre Lehrerinnen und Lehrer mit nach Hause nehmen.

[Textvorlage: Thomas Buck]