Seit Beginn des Schuljahres 1995/96 werden an der Werner-von-Siemens-Schule Kinder und Jugendliche mit "Sonderpädagogischem Förderbedarf" im Rahmen des Gemeinsamen Unterrichts beschult. Was zunächst als Einzelintegration in einer Grundschulklasse begann, wurde im Schuljahr 1997/98 auf die Sekundarstufe I und auf mehr Schülerinnen und Schüler ausgeweitet. Seit August 2011 gibt es die inklusive Beschulung.  

Um die individuelle Förderung und Unterstützung dieser Integrationskinder zu gewährleisten, werden die regulären Lehrkräfte durch Lehrkräfte des Beratungs- und Förderzentrums Adolph-Diesterweg-Schule unterstützt. Im Alltag bedeutet "Inklusiver Unterricht" also, dass in diesen Klassen in einer gewissen Anzahl von Unterrichtsstunden zwei Lehrkräfte den Unterricht gemeinsam durchführen

Dieses Team-Teaching gestaltet sich je nach Situation und Bedürfnis der Schülerinnen und Schüler sehr unterschiedlich. Die Bandbreite möglicher Unterrichtsorganisation in Doppelbesetzung ist sehr groß und reicht von Stunden, in denen die Regelschullehrkraft den Unterricht hält und die Förderschullehrkraft sich hauptsächlich um die "I-Kinder" kümmert, über Kleingruppenförderung, Einzelarbeit u.s.w., bis hin zu Unterrichtsformen, in denen beide gemeinsam die gesamte Lerngruppe unterrichten.

Diese Form der schulischen Betreuung von Kindern und Jugendlichen mit und ohne festgestelltem Sonderpädagogischem Förderbedarf bietet für alle Beteiligten enorme Vorteile und Chancen. Für die "I-Kinder" bedeutet diese Integration, dass sie mit Kindern ihres sozialen Umfeldes gemeinsam eine Schule bzw. Klasse besuchen können. Trotzdem ist sichergestellt, dass sie entsprechend ihres Entwicklungsstandes mitarbeiten und lernen können, da im Unterricht stark differenziert wird und sie in einigen Lernbereichen (z.B. Mathematik, Englisch und Deutsch) nach den Rahmenplänen der Schule für Lernhilfe unterrichtet werden.

Für die "Regelschülerinnen und -schüler" bedeutet die Anwesenheit einer zweiten Lehrkraft eine zusätzliche Bezugs- und Vertrauensperson. Die Möglichkeit, Aufmerksamkeit, Betreuung, persönliche Zuwendung und (Lebens-) Beratung zu erlangen, erhöht sich dabei stark. Auch im Unterricht profitiert die gesamte Lerngruppe, da individuelle Hilfestellungen und Förderung sehr viel einfacher zu bewerkstelligen sind. Da sich die Förderschullehrkraft im Inklusiven Unterricht nicht nur um die Integrationskinder kümmert, sondern immer auch die ganze Lerngruppe bzw. die individuellen Probleme der Einzelnen im Auge hat, kommen alle Schülerinnen und Schüler immer wieder in den Genuss von "besonderer" Zuwendung und Förderung.

Darüber hinaus bietet der Inklusive Unterricht besondere Chancen für soziales Lernen und Gruppenprozesse. Individuelle Persönlichkeitsmerkmale, die Stärken und Schwächen jedes Einzelnen rücken sehr stark in den Vordergrund. Es fällt Kindern und Jugendlichen so leichter, die Eigenheiten der anderen tolerieren und akzeptieren zu lernen, Zugeständnisse zu machen und sich dabei nicht zurückgesetzt oder ungerecht behandelt zu fühlen.